DRG-Einheitslokomotiven
Die Deutsche Reichsbahn (DR) fand bei ihrer Gründung im Jahre 1920 über 200 verschiedene Gattungen und Untergattungen von Länderbahnlokomotiven vor. Schon aus wirtschaftlichen Gründen war die DR praktisch dazu gezwungen, diese unglaubliche Vielfalt schnellstmöglich zu verringern. Dazu boten sich zwei vollkommen unterschiedliche Wege an, erstens der Weiterbau einiger bewährter Länderbahnbaureihen, oder zweitens die Neuentwicklung einer genormten Lokgeneration. Zur Klärung dieser enorm wichtigen Frage wurde aus Mitgliedern des Fachausschusses für Lokomotiven am 28. Januar 1921 der "Engere Ausschuss für Lokomotiven zur Vereinheitlichung der Lokomotiven" gebildet. Dieser Ausschuss ist nicht zu verwechseln mit dem "Engeren Lokomotivnormen-Ausschuss“ ELNA! Bereits in seiner ersten Sitzung vom 18. bis 20. Mai 1921 lehnte der Ausschuss eine Weiterbeschaffung von Länderbahnmaschinen ab, da diese Lokomotiven nicht mehr dem neuesten Stand der Technik entsprachen und sich außerdem nicht ausreichend vereinheitlichen ließen (trotzdem musste die Reichsbahn zur Deckung des dringendsten Bedarfs noch bis in die 1930er hinein in großer Stückzahl Länderbahnmaschinen nachbauen lassen). Man entschloss sich, komplett neue Bauarten mit einem möglichst großen Anteil an genormten Bauteilen zu entwickeln, nur so ließen sich Beschaffung- und Unterhaltskosten senken. Um dieses Ziel zu erreichen, mussten die gewohnten Wege bei Konstruktion und Bau der Fahrzeuge verlassen werden. Statt den Lokomotivfabriken wie bisher mehr oder weniger freie Hand bei der Konstruktion zu lassen, gründete man das Vereinheitlichungsbüro (VB), welches zukünftig für die Konstruktion von Dampflokomotiven zuständig sein sollte. Das VB nahm am 01. Oktober 1922 in den Räumen der Firma Borsig seine Arbeit auf, die Leitung übertrug man August Meister, dem Konstruktionschef der Firma Borsig. Als Mitarbeiter standen ihm jene Ingenieure zur Verfügung, welche die 22 Lokomotivhersteller zum VB nach Berlin abordneten.
Nach der Pensionierung von Heinrich Lübken übernahm Richard Paul Wagner 1923 das Lokomotivbauartdezernat im Eisenbahnzentralamt und prägte in den folgenden Jahren maßgeblich den deutschen Lokomotivbau. Die Einheitslok war, sowohl im postiven als auch im negativen Sinn, untrennbar mit seinem Namen verbunden.
Baureihen-Übersicht
Baureihe | Stückzahl | Baujahre |
01 | 231 | 1926 - 1938 |
01.10 | 55 | 1939 - 194x |
02 | 10 | 1925 - 1926 |
03 | 298 | 1930 - 1938 |
03.10 | 60 | 1939 - 1941 |
04 | 2 | 1932 |
05 | 3 | 1935 / 1937 |
06 | 2 | 1939 |
23 | 2 | 1941 |
24 | 95 | 1928 - 1939 |
41 | 366 | 1937 - 1941 |
43 | 35 | 1926 - 1928 |
44 | 1.989 | 1926 - 1949 |
45 | 28 | 1936 - 1937 |
50 | 3.164 | 1939 - 1948 |
62 | 15 | 1928 |
64 | 520 | 1928 - 1940 |
71 | 6 | 1934 - 1936 |
80 | 39 | 1927 - 1929 |
81 | 10 | 1928 |
84 | 12 | 1935 - 1937 |
85 | 10 | 1932 |
86 | 775 | 1928 - 1943 |
87 | 16 | 1928 |
89.0 | 10 | 1934 / 1937 |
gesamt | 7.753 |
Auch Schmalspurlokomotiven fielen unter das Einheitslokprogramm.
Baureihe | Gattung | Bauart | Stückzahl | Baujahre | Bemerkungen |
99.22 | K 57.10 | 1'E1'-h2t | 3 | 1930 | 1000 mm, 650 PS |
99.32 | K 46.8 | 1'D1'-h2t | 3 | 1932 | 900 mm |
99.73-76 | K 57.9 | 1'E1'-h2t | 32 | 1926 - 1933 | 750 mm, 600 PS |
Auf Basis der Einheitslokomotiven entstanden zwei Baureihen, die als Kriegslokomotiven bezeichnet werden. Sie sind zwar eng mit den DRB-Einheitslokomotiven verwandt. Sie entstammen aber nicht diesem Programm, sondern wurden aufgrund der Kriegsentwicklung vor rein militärischen Hintergründen entwickelt. Sie werden deshalb unter dem eigenen Menüpunkt Kriegslokomotiven vorgestellt.
Während die BR 52 aus der Einheitslok der BR 50 entstand, war BR 42 eine komplette Neuentwicklung. Die Fahrzeuge zeichneten sich durch starke Vereinfachungen aus (sogenannte Entfeinerung), die Materialersparnis und Produktionsvereinfachung zum Ziel hatten.
Baureihe | KDL-Baureihe | Stückzahl | Baujahre |
42 | KDL 3 | 859 | 1943 - 1949 |
52 | KDL 1 | > 7.000 | 1942 - 1950 |
gesamt | > 15.000 |