BR 99.23-24
Quelle des nachfolgenden Textes: wikipedia

Zum Ersatz des teilweise überalterten und überdies heterogenen Lokomotivbestands der Harzquer- und Brockenbahn sowie der Schmalspurbahn Eisfeld–Schönbrunn beschaffte die Deutsche Reichsbahn zwischen 1954 und 1956 insgesamt 17 Neubaulokomotiven. Die Konstruktion wurde von den Einheitsloks der Baureihe 99.22 abgeleitet. Die Neubauloks sind allerdings durchgängig in Schweißkonstruktion gefertigt, sie verfügen anstelle des Barrenrahmens der Einheitsloks über einen geschweißten Blechrahmen, eine aufwendigere Laufwerkskonstruktion und vollständig geschweißte Kessel mit Mischvorwärmer.

Die ersten sieben Exemplare (99 231 bis 99 237) waren ursprünglich mit zwei jeweils aus dem Laufradsatz am jeweiligen Lokomotivende und dem benachbarten Kuppelradsatz gebildeten Krauss-Helmholtz-Lenkgestellen ausgerüstet. Wegen Problemen mit dem Bogenlauf bildete man bei den Maschinen des zweiten Bauloses aber aus dem vorderen Laufradsatz und dem ersten und zweiten Kuppelradsatz dreiachsige Schwartzkopff-Eckhardt-Lenkgestelle. Die Lokomotiven der ersten Bauserie wurden entsprechend Anfang der 1960er Jahre beziehungsweise 1973/74 (als letztes 99 231) umgebaut. Auf die zunächst geschwächten Spurkränze der Treibradsätze verzichtete man später zu Gunsten eines besseren Bogenlaufes ganz. Da nur der dritte, also der Treibradsatz, und der vierte Kuppelradsatz fest im Lokomotivrahmen gelagert sind, ein spurkranzloser Radsatz jedoch keine Seitenführungsarbeit übernehmen kann, verfügen die Lokomotiven seitdem über keinen festen Radstand mehr, sondern nur über eine sogenannte geführte Länge, welche bereits durch Richard von Helmholtz, dem Entwickler des Krauss-Helmholtz-Gestelles, theoretisch als zweckentsprechend erachtet worden war.

Das Zweizylinder-Heißdampf-Triebwerk mit einfacher Dampfdehnung treibt den dritten Kuppelradsatz als Treibradsatz an; die Lokomotiven verfügen über Heusingersteuerung mit Kuhnscher Schleife und anfänglich federlosen Druckausgleichskolbenschiebern der Bauart Müller, später umgerüstet auf Trofimoff-Schieber.

Der anstelle des Barrenrahmens der Einheitslok verwendete Blechrahmen der Neubaulokomotiven war nicht so robust wie ersterer, es traten von Anfang an Risse und Verbiegungen auf, die zu Schwierigkeiten in der Unterhaltung führte. Ab 2004 wurden daher bislang sieben Lokomotiven (7232, 7240, 7245, 7239, 7236, 7241, 7234) mit einem neuen, konstruktiv überarbeiteten Blechrahmen und neuen Dampfzylindern in Schweißkonstruktion ausgerüstet. Weitere sollen folgen. Alle Lokomotiven sind noch im Harz vorhanden, teilweise aber nicht mehr betriebsfähig und in kleineren Lokschuppen an den Strecken z-gestellt.

Nach der Stilllegung der Schmalspurbahn Eisfeld–Schönbrunn gelangten auch die dort eingesetzten Neubaudampfloks samt deren Vorgängerlok 99 222 zur Lokeinsatzstelle Wernigerode. Aufgrund der sodann vorhandenen großen Zahl an Neubauloks in Wernigerode wurden diese zeitweise auch auf der Selketalbahn planmäßig eingesetzt. Sie entlasteten auf der Selketalbahn die dorthin von der Harzquer- und Brockenbahn versetzten alten Mallet-Lokomotiven.

Alle Maschinen waren zwischen 1976 und 1983 unterschiedlich lange mit Ölhauptfeuerung ausgerüstet und sind die leistungsfähigsten Schmalspurdampflokomotiven, die bisher auf deutschen Strecken eingesetzt wurden. Mit einem günstigsten Gesamtwirkungsgrad von rund 5,5 % gehören sie außerdem zu den sparsamsten in Deutschland eingesetzten Schmalspurlokomotiven. Bei Versuchsfahrten ergab sich, daß die rechnerisch als Kesselgrenze festgelegte Heizflächenbelastung des ohne Verbrennungskammer ausgeführten Kessels von 55 kg/m²h ohne Probleme auf 68 kg/m²h zu steigern war. Um Kessel und Triebwerk durch zu hohe Belastung nicht langfristig zu schädigen, wurden den Leistungstafeln dann aber doch nur eine Heizflächenbelastung von 60 kg/m²h zu Grunde gelegt; bei dieser Kesselgrenze ergab sich eine höchste effektive Leistung am Zughaken von 585 PSe bei einer Geschwindigkeit von 15 km/h.

Die acht betriebsfähigen Loks werden heute hauptsächlich auf der Harzquerbahn und im Brockenverkehr von Wernigerode (sechs Exemplare) und Nordhausen Nord (zwei Exemplare) aus eingesetzt.

Ihre Betriebsnummern änderten sich von 99 231 ff. mit Einführung der Computernummern 1970 in 99 7231 ff. und nach dem Einbau der Ölfeuerung in 99 0231 ff. Die Computernummern haben weiterhin ihre Gültigkeit, da die HSB bis auf Lok 99 222 (Vorgängerbaureihe) am DR-Nummernplan von 1970 festhält.

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